Autorenlesung „Gscheckat is scheena wia schwarz“ oder Das politische Gedicht ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln
Auf beachtliche Resonanz stieß die Einladung der SPD-Ortsvereine von Bergen , Grabenstätt und Vachendorf zu einer Autorenlesung mit musikalischer Umrahmung am 11.7.2017 im Gasthaus Hochfelln. So freute sich Bergens SPD-Vorsitzende Monika Berlitz nicht nur viele Mitglieder und Bürger, sondern auch Vertreter von zwei Literaturvereinen, die SPD-Ortsvorsitzenden von Grabenstätt Siegfried Wallner und Vachendorf Agnes Göhle, den Bürgermeister von Vachendorf Rainer Schroll und MdB Dr. Bärbel Kofler, die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung begrüßen zu können.
MdB Dr. Bärbel Kofler , die als Menschenrechtsbeauftrage schon von Berufs wegen ein besonderes Verhältnis zum Thema des Abends hat, gab in ihrem Grußwort eine Interpretation des Wortes „schwarz“ und meinte, schwarz sei nicht nur die Abwesenheit von Licht oder Farbe sondern auch, wenn man unterschiedliche Meinungen und Menschen nicht dulde. Ziel politischer Anstrengungen müsse es dagegen sein, in allen Ländern Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen alle Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion und Kultur ohne Angst und Verfolgung leben können.
Die weitere Gestaltung des Abends lag dann bei den Künstlern: Die Klarinettistin Franziska Wallner, die gerade ihr Masterstudium am Mozarteum Salzburg mit Auszeichnung abgeschlossen hat, hatte sich für ihren Vortrag vor allem für Volksweisen aus verschiedenen Ländern entschieden - rumänische Volkstänze, spanischer Flamenco, brasilianischer Bossa Nova, geschrieben von Komponisten wie Bela Bartok, die in den 30/40-iger Jahren vor den Faschisten aus Europa emigrieren mussten. Die Vielfalt der Weisen, die darin zum Ausdruck gebrachten Stimmungen und Gefühle und vor allem die Virtuosität der Künstlerin begeisterten die Zuhörer zu großem Applaus.
Josef Wittmann, der Lyriker bairischer Mundart, bekannter Autor von Gedichten, Artikeln, Büchern, Theaterstücken und Mitglied der Münchner Turmschreiber las neue und alte Texte aus seinen Büchern „unser scheene, koide hoamat,“ „ umasunst is nix“ und „Bluadiga Gams“. Sein Bairisch ist kraftvoll, leidenschaftlich, zuweilen bissig und kritisch. Er beobachtet genau , bringt die Sache auf den Punkt, bezieht Stellung und ist alles andere als unpolitisch. Wie er selber sagt, hat er für sich den alten Clausewitzschen Spruch „ der Krieg ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ abgewandelt in „ das politische Gedicht ist die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“
Und deshalb findet man in seinen Büchern auch viele Texte zu konkreten politischen Themen - Arbeitslosigkeit, Atomausstieg, Globalisierung, Meinungsfreiheit, Rentenpolitik oder Wirtschaftswunder. Für ihn bedeutet „ Gscheckat is scheena wia schwarz“ : politische, kulturelle und ethnische Vielfalt sind besser als farblose Gleichmacherei. Er will sich mit seinen Gedichten dem entgegenstellen, was rechte Gruppen und wieder aufkommende braune Horden machen oder was der anarchistische Mob gerade in den letzten Tagen in Hamburg veranstaltet hat.
In anderen Gedichten schildert er, wie es Emigranten geht, wenn sie keine gesicherten Rechte haben und ihnen nahezu jeder schaden kann. Oder wie man sich fühlt, wenn man in seiner Nachbarschaft gemobbt wird und trotzdem dort nicht fort kann und will. Und ganz zum Schluss beschreibt er ein Problem, das heute immer mehr Menschen kennenlernen müssen - wie Stress den Menschen davon abhalten kann, das Leben in all seiner Schönheit zu genießen.
Beide Künstler ernteten für ihre Darbietungen großen Beifall. Viele Besucher verabschiedeten sich mit nachdenklichen aber auch zufriedenen Gesichtern und manch einer bedauerte es sehr, als die Veranstaltung gegen 22.00 Uhr zu Ende ging.